Archiv für den Tag: 9. August 2017

Sein de Raz

10.08.17

„The Problem with The Raz is simple that is in the way and hast to be tacktest rather than circumnavigated“, so schreibt Neville Featherstone im Handbuch Western France. 

Nun dann!

Ike:

Was bin ich froh, dass wir „da gestern nicht raus mussten“. Während Peter unser Auto nachholt, mache ich einen ausgedehnten Spaziergang über den Halbinselbereich Douarnenez. Ganz  toll sind hier die gekennzeichneten Wege an der Küste entlang, stundenlanges Gehen möglich – was ich auch gemacht habe – der Blick aufs Meer hat mich dann ganz froh gestimmt, an Land sein zu können. Das Meer eine einzige Schaumkrone, da waren mir manchmal sogar die Abschnitte auf den Küstenpfaden zu windig.

Am morgen hat es sich nach einer Meeres-Inspektion als dann machbar gezeigt, den Weg durch die Raz aufzunehmen. Ich muss gestehen, mulmig war es mir schon bei dem Gedanken, da auch die Literatur hierzu die Sache sehr auf den Punkt bringt, sprich die Dramatik verdeutlicht. Der Zeitpunkt ist von Peter genau und richtig berechnet, bei strahlendem Sonnenschein fliegen wir durch das Raz, 10 Knoten haben wir teilweise auf der Uhr. Und ich entspanne mich zusehends. Da alles so gut und schnell läuft entschließen wir uns, nicht in Audierne einzulaufen sondern weiterzusurfen nach Loctitudy. Gesagt getan – nach schneller Reise haben wir den Megatrip von 58 Meilen ohne dass es lang-weilig wurde geschafft. Es locken halt die Austern an Land. Und ab morgen ist wieder erkunden, laisse-faire und  an-Land-genießen angesagt.

Peter.

58 sm mit einem Schnitt von 7 kn, das hat Spaß gemacht. Hinter dem Kap dann Vorwindsegeln, das geht mit der Selbstwendefock schlecht. Also vor dem Wind kreuzen, und da sind wir genauso schnell wie die Engländer, die wir in den letzten Häfen mit gleichem Track kennengelernt haben.

DIe sind mit großer ausgeräumter Genua vor dem Wind weiter. wir wollten ja ursprünglich nach Audierne, sind auch abgebogen bzw. angeluvt, aber dann zurück auf gleichem Kurs. Reaktion: wo kommen die so plötzlich her, die sind schneller, und die schleppen auch noch Ihr Dinghi, was machen die Segel, wir müssen was machen….es bewahrheitet sich wieder, 2 Boote sind eine Regatta.

Wir gehen nach Loctudy, das ist ein Hafen an einem Mehresarm, der weitgehend trockenfällt. Anlauf geht am besten mit auflaufendem Wasser +- 2 Stunden vor Hochwasser. Am Hafen gibt es kostenlos Räder zum einkaufen radeln, und wir ergänzen unsere Vorräte. Im Hafen gibt es Mengen von großen Meeräachen, die aber nicht sehr geschätzt werden. Sie stehen in Schwärmen unter den Schiffen und Pontons im Schatten, man könnte sie mit dem Kescher ´rausfischen. Aber die Franzosen raten ab: schmeckt nach Schlamm.

Die örtlichen Fischer haben 4 große Fischläden, aber deutlich teurer als in der Normandie; Ferienzuschlag.

 

 

 

 

 

 

Bange machen gilt doch

08.08.17

Peter:

Die Wettervorhersage sah Wind aus NW mit bis 20-22 Knoten Wind, das wäre ein Kurs gegenan gewesen, und Dauerregen vor. Also ausschlafen. Aufgewacht, Sonne, Wind na ja, Katzenköpfe auf den Wellen, aber wohl machbar. Aaaaber, Zeitfenster für das Raz de Sein verschlafen. Wir verlegen in den Innenhafen.Also ein gemütlicher Tag in Douarnenez, Stadt ansehen, Fischereihafen mit den vielen Fischrestaurants erkunden, bei Ebbe zur Insel wandern.

Douarnenez war ein Megazentrum der Sardinenfischerei mit über 1200 Sardinenfangboten. Daraus erwuchs eine Konservenindustrie, der ganze Ort muss verqualmt nach Fischgerochen haben. Dann blieben die Sardinen 20 Jahre weg, unerklärlich, mit zeitweisem Rückfall des Ortes in Armut.

Und mal wieder basteln, Startprobleme des Motors….Ursache Kontaktprobleme, eine Steckerverbindung mit Crimpsteckern. Die habe ich außerhalb des Motorraumes mit direktem Zugriff unter den Bodenbrettern verlegt. Keine Hitze, Korrosion und Schwingung mehr. Mal sehen, ob das dauerhaft wirkt.

Der Tag bleibt trocken mit Sonne, abends gehen wir in ein kleines knuffiges Fischrestaurant mit Blick über die Bucht; beliebt und von Einheimischen besucht. Überhaupt sehen wir kaum „Ausländer“.

Der Wetterbericht MeteoMarine sagt für morgen eine Wind und Regenfront voraus, danach Wind auf Nord drehend. Ideal um noch einen Tag liegenzubleiben und das Auto aus Treguier nachzuholen.

09.08.17

Weltreise: Start 07:00 zum Busbahnhof. Der Bus kommt 10 Minuten früher als im Fahrplan und fährt auch gleich weiter.

Bus Douarnenez- Quimper

Bus Quimper – Landernau

Bahn Landernau – Guingamp

Bahn Guingamp – Paimpol

Taxi Paimpol – Treguier

Auto nach Quimper

Bus Quimper – Douarnenez 

Auf der Fahrt nach Quimper fahre ich bewußt durch den aurikanischen  Nationalpark. eine rauhe mit Heide und unglaublichen Mengen an Adlerfarm bewachsene, felsdurchsetzte hügelige Landschaft, teilweise mit altem Laubwald. Mittendrin ein großer See und ein großer Betontopf; ein Atomkraftwerk. Dafür ist die schöne Landschaft nicht mit Windmühlen verschandelt. Sicher ein schönes Wandergebiet, aber heute nebelverhangen bzw. wolkenverhangen und feucht.

In Quimper; wo parken am Bahnhof? Alles zahlungspflichtig. ich parke vor einer Qincallerie, einem Eisenwarenladen alter Sorte.Herrlich. Ich frage die Besitzerin und Inhaberin, ob ich das Auto da parken dürfe. Nein, darf ich nicht, Zone bleue,aber im Hof auf ihrem Kundenparkplatz und sie verrät mir den Trick, mit dem ich die Absperrkette aushängen kann. Härlisch, diese Franzosen.

Mit dem Bus zurück in Douarnenez kaufe ich noch Wasser und schleppe Rucksack und Einkaufstaschen zum Boot und prompt erwischt mich noch ein Regensqall.

Ike hat Reinschiff gemacht und gewaschen, Betten frisch bezogen und Artischocken vorbereitet. Als Vorspeise genehmigen wir uns im Hafenrestaurant einige Austern – hervorragend – und dazu einen kalten Sauvignon. Dann duschen und leckere Artischocken an Bord.

13 Stunden Weltreise….reicht für heute. Morgen 07:30 raus, bis 12:30 müssen wir um die Ecke, bzw. das Kap sein. Ab da ist der Westwind unser Freund. Ziel Audierne.

Der Wind ist weg, dreht von West auf Nord, es hellt sich auf, die Rückseite eben.