Das war eine unruhige Nacht. Wind von querab um 14 Knoten ließen die Boote im Hafen tanzen, ich habe gegen Mitternacht noch eine zusätzliche Bugleine gelegt, dann ging es besser. Gleichwohl, die Leinen knarren auf den Klampen und um 04:00 schlug Ike vor, abzulegen. Gut, mit Hund und Fahrad los 3 schnelle km, Jazztime!
Der Wind hat gedreht auf S, 12 kn genau auf den Bug ablandig, das macht das Ablegen einfacher. Alle langen Landleinen eingeholt, vorne eine lange Kontrolleine, Heckanker auf die Winsch und langsam achteraus. Was angeln wir mit dem Heckanker? Eine andere Ankerleine. Abgehakt, langsam raus und bei kleiner Fahrt das Boot klargemacht, Dinghi an Bord, Leinen aufschiessen, Code O anschlagen und los gehts mit im Schnitt 6 kn, Sonne, um 06:00 haben wir Landsort querab. Zur Windseite zieht es sich gegen 09:00 zu, die Sonne verschwindet, und der Wind dreht und nimmt ab auf 6 kn aus 60. Das wird nichts, also Motor dazu und weiter. Die alte Welle aus NO ist weg, die See wird ruhiger und glatter.
13:00, wir stehen 3 Stunden vor Visby, bald muss Gotland in Sicht kommen. Rundum nichts ausser Fährenverkehr parallel laufend ab und zu.
16:00, der Wind ist weg, wir laufen unter Motor und stehen 5 Meilen vor Visby, die Mauern der Altstadt sind schon deutlich zu sehen.
Gleich gehts ab in´s Mittelalterfestival. Hoffentlich bekommen wir noch einen guten Liegeplatz.
Den bekommen wir, Heck zum Kai, vorne an 2 Bojen.
Nach Aufklaren geht´s in die Stadt, eine tolle Stadt: Rothenburg ob der Tauber ist ja schon schön, aber Visby ist eine mittelalterliche Festungsstadt mit einem Mauernkranz von 3,4 km Länge und darin überwiegend alter oder angepaßter Bebauung. Seit 30 Jahren gibt s eine Mittelalterwoche; die innerhalb und ausserhalb der Stadt gefeiert wird. Die überwiegende Anzahl der Menschen ist kostümiert; man sieht tartarische Fellhändler aus dem Norden, Kaufleute, Jäger, Mongolen, alle Nationen. Es gibt eine große Zeltstadt und einen riesigen Markt. Abend um 22:00 findet in den Wallgräben, einem natürlichen Amphitheater, ein Feuerspektakel einer Gauklertruppe statt. Jonglieren mit Feuer.
Das ist im dunklen sehr beeindruckend und die Jungs sind wirklich gut. In einem alten Kloster gibt es ein Bankett, alle Menschen schön verkleidet, man kann die Stimmung gut fühlen, die damals zu Zeiten der Hanse an diesem Haupthandelsplatz geherrscht haben muss. Hier bleiben wir ein paar Tage.